Wissenschaftsmagazine teilen ihren Zusehern gerne triumphierend mit, was Forscher gerade wieder Tolles herausgefunden haben. Sie vergessen, was der Philosoph Karl Popper als dringend nötig für unser Zeitalter empfohlen hat, nämlich Bescheidenheit. Wie sehr wir mit Trompetenstößen zurückhaltend sein sollten, zeigt in diesen Tagen der Beitrag „The four hundred years of planetary science since Galileo and Kepler“ (Nature 466, S. 575 ff.). Der Autor, Joseph Burns, erinnert daran, wie wenig wir über das Planetensystem wussten, bevor das Zeitalter der Raumfahrt begann. Noch 1966 wurde ernsthaft die Frage erörtert, ob der Mars eine Vegetationsdecke habe. In den 1950er Jahren dachte man noch, die Venus sei von einem Ozean bedeckt, die Mondkrater hielt man für Vulkane, und so weiter. Und die Molekularbiologie hat dieselbe Erfahrung wie die Astronomie gemacht, nur das ihre Raumfahrt als Gentechnik unsere Unkenntnis mehr im Inneren dokumentierte. Je mehr wir herausfinden, desto weniger wollen wir uns daran erinnern lassen, was wir vor kurzem noch nicht einmal geahnt haben. In Zukunft werden wir den heutigen Stand des Wissens vielleicht lächerlich finden. Daher lohnt die Bitte um Bescheidenheit.

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