Im SPIEGEL dieser Woche (11/2010) steht endlich, was Wissenschaftshistoriker schon länger wissen, daß Carl Friedrich von Weizsäcker unter den Nazis ein Bombenbauer werden wollte und entsprechende Patente angemeldet hat. Nach 1945 hat er in der Bundesrepublik Friedensforschung getrieben, ohne sich an sein früher Leben zu erinnern. Er ist zu den 1940er Jahren so oft befragt worden, daß das Verschweigen seiner Bombenpatente von 1941 als Lüge bezeichnet werden muss. So geht mir ein weiterer Held meiner Studententage verloren. Ein (ganz) anderer ist Martin Walser, der es in diesen Tagen für nötig hält, seine Tagebücher zu publizieren (und uns für dumm verkauft, indem er versichert, daß nie gewollt zu haben). In den Tagebüchern nennt Walser den Kritiker Marcel Reich-Ranicki „parasitär“ – der Schriftsteller benutzt also ein Nazischimpfwort, und das einem Juden gegenüber, der das Warschauer Ghetto überlebt hat. Wie soll man einen Mann des Wortes nennen, der dies tut und nicht bedauert? Es gibt dafür einen Ausdruck.

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