Corona am Himmel

Wer in der letzten Ausgabe des amerikanischen Wissenschaftsmagazin Science nach Corona sucht, findet nicht nur etwas über das Virus, mit dem sich die Menschen derzeit von anderen Problemen ablenken – Klimawandel, Rassismus, Umweltzerstörung, Zunahme der Weltbevölkerung, Energie- und Wasserversorgung -, sondern auch etwas über den Kranz – die Korona -, dem der Infektionsherd und Pandemie Verursacher seinen Namen bekommen hat. Es geht um eine Sonnenkorona, wobei man lernen kann, dass das heute ubiquitäre Wort ursprünglich im Altgriechischem etwas Gekrümmtes meinte, bevor es im Lateinischen die Krone aufgesetzt bekam, die heute in allen Medien als Corona Virus Schrecken verbreitet. Den Kranz der Sonne – die Sonnenkorona – kann das menschliche Auge bei einer Sonnenfinsternis sehen, und er lockt die Astrophysiker schon länger. In einer Korona lassen sich Plasmawellen und andere physikalische Prozesse verfolgen, die von Magnetfeldern verursacht werden, wie es für viele Vorgänge in der Sonnenatmosphäre der Fall ist. Um das Magnetfeld an der Sonnenoberfläche zu untersuchen, greifen die Physiker auf den im 19. Jahrhundert erstmals beschriebenen Zeemann Effekt zurück, der erfasst, wie das Licht, das Atome aussenden, durch Magnetfelder aufgespalten wird. Es ist zwar schwierig, beim Blick auf die Sonne zu wiederholen, was im Laboratorium gut messbar ist, aber ein Forscherteam aus Peking unter der Leitung von Linghua Wang hat “Globale Karten des Magnetfeldes in der Sonnenkorona” anfertigen können (Science 369, S. 694-697; Ausgabe vom 7.8.2020). Die Physiker können so mit ihrer Korona umgehen, wie sie wollen. Die Mediziner geben sich alle Mühe, mit dem menschlichen Corona Virus gleiches zu erreichen. Vielleicht sollte man wie in der Physik auf das Alte zurückgreifen. Für die Sonne auf die Spektroskopie und für das Virus auf das Abstand Halten und Hände waschen. Unabhängig davon darf man sich wundern, dass die Korona am Himmel Leben ermöglicht, während es von Corona auf der Erde attackiert und erschwert wird. Nicht das Gerade, das Gekrümmte hält die Menschen in Atem. Man weiß nie, was nach der nächsten Kurve kommt.

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