Bildungsnotstand

Soweit ich weiß, bekommt Hilary Clinton 150.000 $ Honorar für Gefälligkeitsreden, in denen vermutlich kaum eigene Gedanken enthalten sind. Wie man lesen konnte, hat Peer Steinbrück von armen Kommunen  15.000 Euro bekommen für Reden, in denen er wahrscheinlich nur wiederholte, was in der Zeitung stand. Falls das jemand wissen will, ich bekommen 150 Euro für Reden, die ich selbst ausgearbeitet habe und in denen mehr enthalten ist, als in meinen Büchern steht. Nun gebe ich gerne zu, dass ich auf die fetten Honorare neidisch bin. Was ich aber sagen möchte, geht darüber hinaus. Ich rede über Bildung, und wenn ich in meinem Leben etwas verstanden habe, dann dies: Die Leute geben Geld aus für SUVs, für Golfturniere, für Konzertkarten, für Flugreisen, für Kleider, für Elektronikgeräte und vieles mehr. Nur nicht für Bildung. Bei Bildung stecken alle ihren Geldbeutel weg. Bildung muss kostenlos sein, sonst kommt man nicht, und die Frage lautet, woran das liegt. Eine Antwort finde ich darin, dass viele Leute Angst davor haben, zu merken, wie dumm sie sind, und dafür wollen sie nicht auch noch bezahlen. Eine zweite Antwort hat mit der Vergangenheit zu tun, womit die 1960er Jahre gemeint sind, als sich der Durchbruch des gesellschaftspolitischen Denkens vollzog. Unter der Führung der Sozialwissenschaftler und Bildungsplaner wurden Kategorien wie Geist, Idee und Kultur aufgegeben und durch Einkommen, Gesellschaft und soziale Gerechtigkeit ersetzt. Bildung wurde als bürgerlicher Mief abgetan, und Allgemeinbildung wurde durch die öffentliche Meinung ersetzt, die wenig Wissen verlangte. Kurz zuvor hatte John F. Kennedy gesagt, dass es nur eines gebe, das teurer ist als Bildung, nämlich keine Bildung. Allmählich fangen wir an, diesen Preis zu zahlen. Hilary und Peer sind uns eben teuer, weil sie keine Bildung verkaufen. Ich muss mich damit abfinden.


Dieser Beitrag wurde auch auf ScienceBlogs veröffentlicht.

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