Am Anfang standen Festivals

In Guatemala befindet sich die Stadt Ceibal (oder Seibal), in der Reste der Maya Zivilisation zu finden sind. Sie werden derzeit genauer untersucht, und dabei ist eine Überraschung zu melden. Während die Archäologen – und alle ihre Leser und Bewunderer – bislang davon ausgingen, dass antike Siedlungen sich aus landwirtschaftlichen Verbänden entwickelten, die Wohlstand erwirtschaften konnten, und dass die erfolgreichsten Siedlungen weiter zu Städten wuchsen, in denen dann große Plätze und Gebäude für religiöse Praktiken errichtet wurden, erfordern die Befunde aus Seibal (oder Ceibal) ein Umdenken. Nach Ansicht der Archäologen – so berichtet New Scientist in der Ausgabe vom 28. März 2015 (auf Seite 12) – muss man sich die ersten Erbauer der Maya Kultstätten nicht als reiche Bauern, sondern als feierlustige Hippies vorstellen, die einen Treffpunkt haben und sich versammeln wollten. Die Farmer kamen erst Hunderte von später, um dann um den Festspielplatz der Hippies herum eine Stadt zu bauen. Tatsächlich ist in Ceibal erst der Festplatz errichtet worden, und als dies passierte, gab es noch keine Stadt, in der fleißige Menschen ihren Lebensunterhalt verdienten.

Die Archäologen können nur darüber staunen, dass es den guatemaltekischen Hippies im letzten Jahrtausend vor Christi Geburt gelungen ist, in offenkundiger Harmonie über Generationen hinweg viele Menschen zu einem friedlich-fröhlichen Zusammenleben zu bringen, das dann endete, als die Gesellschaften fleißiger und uniformer wurden. Danach dauerte es nicht mehr lange, bis die Pyramiden der alten Hippietage voller Blut von Menschenopfern waren. Aus dem Fest war der Frust geworden. Man hatte jetzt zwar genug zu essen, aber man sorgte sich zugleich darum. Irgendwie kommt einem das bekannt vor. Offenbar feiern Menschen oftmals zu spät. Vielleicht sollten wir uns mehr an Hippies orientieren – sie haben in der Moderne sogar die Physik gerettet und in den Jahren nach 1960 die Quantenmechanik revitalisiert, wie David Kaiser in seinem wunderbaren Buch “How the Hippies Saved Physics” (New York 2011) beschrieben hat. Die Hippies sind keine Gegenkultur. Sie sind ihr Anfang und ihre Rettung. Ein beruhigender Gedanke?


Dieser Beitrag wurde auch auf ScienceBlogs veröffentlicht.

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