„Das Gerede von der Wissensgesellschaft“ – so lautet der Titel eines Aufsatzes, der gestern – am 1.8.12. – unter der Rubrick „Forschung und Lehre“ in der FAZ (Seite N5) erschienen ist und in dem der Autor, Caspar Hirschi, vorschlägt, mehr daran zu denken, wie Gesellschaften Wissen kultivieren, wenn sie denn auf Wissen angewiesen sind. Man liest den Text so vor sich hin, bis es plötzlich heißt: „Niemals hat der Mensch so wenig von der Welt gewusst wie heute.“ Bitte? Wie bitte? Tasächlich – da steht es: „Niemals hat der Mensch so wenig von der Welt gewusst wie heute.“ Nun kann ich nicht wissen, was der Autor so alles weiß. Aber ich weiß, daß er weder wissen kann, was der Mensch – welcher ist gemeint? – von der Welt heute weiß, noch kann er dieses Nichtwissen mit dem gesamten Nichtwissen der Menschheitsgeschichte vergleichen. Der blühende Unsinn also, der einem als Phrase der dummer Art zugemutet wird. Der Leser weiß jetzt, daß der Autor nicht weiß, wovon er redet oder schreibt, und da er sich zum Wissen äußerst, bricht man die Lektüre am besten sofort ab. Wer dies leider versäumt, findet ein paar Zeilen später noch einen weiteren unsäglichen Unsinn, den von der Halbwertszeit des Wissens. Meines Wissens nach gibt es so etwas bei dem, was die Geschichte als Wissen kennt, gar nicht. Wenn ich richtig informiert bin, kommen wir mit dem Wissen, das wir Newton und Einstein verdanken, noch gut zurecht. Ob der Autor das weiß und versteht? Ich weiß es nicht und will es nicht wissen. Sein Gerede reicht mir.

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