Wer sich unter Bildungsexperten begibt, wird oft und gerne gefragt, was er unter Kultur versteht. Meine Antwort lautet, daß sich die Kultur durch die technische Zivilisation zeigt, in der wir  zu leben die Freude haben, daß man aber noch die Weltbilder dazurechnen sollte, in denen Menschen ihr Verständnis der Dinge finden uns und ausdrücken. Es fällt schon länger auf, daß es ausgerechnet die Naturwissenschaft ist, die moderne Weltbilder liefert, obwohl Philosophen gerne hartnäckig an den blöden Heidegger-Satz erinnern, daß die Wissenschaft nicht denkt. Nein, das tut nur der Philosoph, bei dem das Nichs nichtet und die Welt weltet, wenn er so alleine für sich auf seiner Hütte denkt, die er mit warmen Wasser und Kühlschrank an die Zivilisation angeschlossen hat, ohne ihr dafür zu danken. Wenn die Denker und Macher mehr sagen wollen, greifen sie nach naturwissenschaftlichen Bildern – früher waren die Black Box und die Autopoiesis aktuell, irgendwann redeten alle von Regelkreisen und Rückkopplung, und seit kurzem wimmelt es von Quantensprüngen, Schwarzen Löchern und dem unvermeidlichen Urknall. Auf der jetzt der Vergangenheit angehörenden Frankfurter Buchmesse hat deren Direktor das Aufkommen des elektronischn Buches als Urknall bezeichnet und mit der Erfindung des Buchdrucks vor mehr als 500 Jahren verglichen. Neulich konnte man einen Aufsatz in der Zeitung, hinter der ein kluger Kopf steckt, vom Urknall der Sprache lesen, was auf den plötzlichen Anfang dieses Wunders verweisen soll. Der Urknall, er scheint sich durchzusetzen, und Leute, die uns die Welt erklären wollen, meinen dabei klug und gelehrt zu wirken. Zu ihrer Erinnerung – Carl Friedrich von Weizsäcker hat einmal gesagt, daß eine Gesellschaft, die den Anfang der Welt mit einem Knall erklärt, einen solchen hat. Lasst es weiter knallen, ihr klugen Köpfe. Die anderen ducken sich.

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