Der Philosop Odo Marquard hat den Umgang, den die Öffentlichkeit mit neuen Technologien bevorzugt praktiziert, einmal als „Kunst, es nicht gewesen zu sein“ bezeichnet. Wir hätten gerne Medikamente, aber die dazugehörigen Tierversuche wollen wir nicht. Wir hätten gerne Stammzelltherapien, aber die dazugehörigen Versuche mit Embryonen wollen wir nicht. Wir hätten gerne Antibabypillen, aber die dazugehörigen Menschenversuche (Klinische Prüfungen) wollen wir nicht. Die Kunst, es nicht gewesen zu sein, praktizieren offenbar vor allem die wohlhabenden und gebildeten Schichten in den bekannten Ländern, und sie handeln jetzt wieder so, nachdem berichtet worden ist, das an den Rohstoffen unserer Mobiltelefone und Laptops Blut kleben kann, wenn sie aus dem Kongo kommen. Neben den Blutdiamanten gibt es – wie jetzt jeder wissen kann – „Bluthandys“, und wie reagiert die Öffentlichkeit? Sie schreibt eine E-Mail an Apple und verlangt, das Unternehmen sollte gefälligst weiter die schönen iPhones liefern, aber nicht mit dem Tantal aus dem Kongo. Merkwürdigerweise findet die Presse die E-Mail toll. Tatsächlich. Wir beherrschen die Kunst, es nicht gewesen zu sein. Es ist lächerlich.

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