„Die zwei Kulturen“, die ich im letzten Eintrag angesprochen habe, wirken sich bis heute auf eine für jeden spürbare Weise aus. Bei C.P. Snows Vorlesung im Jahre 1959 ging es um Shakespeares Sonette und den Zweiten Hauptsatz der Thermodynamik, wobei für unsere Zwecke hier wichtig ist, daß das poetische Werk mit einer Person verbunden ist und das wissenschaftliche Theorem nicht. Genau so unterscheiden sich Kunst und Wissenschaft – Kunstwerke stammen von Künstlern, deren Namen man kennt, wissenschaftliche Theorien kommen anonym als Masse zustande. Die Verachtung der einen Kultur ist vorgegeben, wenn sie überhaupt als Kultur eingestuft wird. Wir kümmern uns viel zu wenig um die Menschen, die Wissenschaft machen, und ich vermute, daß sich diese Verachtung rächen wird. „Wissenschaft ohne Kunst ist unmenschlich“, heißt es bei Raymond Chandler schon 1938, und „Kunst ohne Wissenschaft ist lächerlich.“ Die zweite Feststellung können wir überleben. Die erste nicht.

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