Als ich ein kleiner Junge – genauer: ein Student – war, sah im Leben alles noch einfach aus – im Leben einer Zelle jedenfalls. DNA macht RNA macht Protein, lautete das Dogma der Molekularbiologie, und die Forscher analysierten die Software der Gene und die Hardware der Proteine mit Macht und Erfolg. Die RNA schien ein eher lästiges Zwischenglied zu sein, für das auch kein funktioneller Name gesucht wurde. Für die DNA gab es das Wort Gen und den Genotyp, Proteine wirkten zum Beispiel als Enzyme und etablierten den Phänotyp, aber die RNA blieb blass. Sie sah weder gut aus, noch schien sie viel zu können.
Dieses Denken hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert, wie die Ausgabe von NATURE mit dem Datum vom 16.02.2012 zeigt, die eine ganze Sektion der RNA und ihrer Vielfalt widmet. Es ist erstaunlich, wie viele Sorten von RNA eine Zelle produziert und mit wie vielen Aufgaben sich die dazugehörigen Moleküle abzuplagen haben. Die Autoren der Aufsätze reihen Beobachtung an Beobachtung, sie führen eine Namen nach dem anderen auf, sie stellen eine schier unerschöpfliche Menge an Messungen vor – und niemand versucht auch nur einen Vorschlag, um die RNA Welt mit einem funktionellen Namen verständlich zu machen. Ein Laie kümmert sich weniger um DNA und mehr um Gene, er will kaum Details zu Proteinen, aber möglichst viel über den Stoffwechsel einer Zelle wissen, und so fragt man sich, was eigentlich die RNA ist. Die Experten sagen, es handele sich „um eine robuste Molekülsorte, die zelluläre Prozesse reguliert“, und zwar dank inhärenter Eigenschaften. Das müsste man doch besser ausdrücken können.

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