Ich bin kein Arzt und nur Patient. Das heißt, ich bin ein dankbarer Patient, da ärztliches (chirurgisches) Handeln mir das Leben gerettet hat, und eigentlich sollte das reichen. Aber man bleibt auch im zweiten Leben Patient, und in dieser Eigenschaft schaut man auf die Medizin, die sich in den letzten Jahren stolz als „evidenzbasierte Medizin“ – eben EbM – angeboten hat, was mich immer gewundert hat. Offenbar gab es vorher Medizin, die ohne Evidenz vorgingt, und inzwischen scheinen auch die Offiziellen die eher peinliche Wortschöpfung zu bemerken. Still und heimlich wird EbM durch „wissenschaftlich begündete Medizin“ ersetzt, wie das Deutsche Ärzteblatt berichtet (Ausgabe vom 9. Juli 2012, S. C 1205), oder doch nicht? Der Artikel verwendet den Begriff nämlich tapfer weiter und behauptet sogar, „EbM macht Spaß“, den Ärzten nämlich, obwohl offenbar keiner von ihnen so recht Lust auf die Statistik hat, die dazugehört. Wahrscheinlichkeiten sind doch so schwierig, klagt die Ärzteschaft, und so verkündet das Ärzteblatt, man brauche keine Statistik, um die Güte einer Studie zu erfassen. Klar, warum nicht die Zahlen ganz abschaffen, wenn man nicht rechnen kann. Vermutlich halten die Ärzte an den Zahlen und Figuren vor allem fest, weil sie ihre Honorare sonst nicht angeben können. Gut, daß man als Notfallpatient diese Fragen erst stellen kann, wenn man alle Eingriffe überlebt hat – auch gegen jede Wahrscheinlichkeit.

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