Jetzt tagen sie wieder – 50.000 Delegierte, die in Rio die Welt retten wollen. 50.000 Wegweiser, die alle wissen, in welche Richtung die Menschen zu gehen haben, und zwar die anderen, die nicht in Rio sind, sondern ihrem Leben weiter nachgehen. 50.000 besorgte Experten, die zehntausende von Empfehlungen abgeben, die unverdrossen von einer Konferenz zur nächsten fahren und selten auf die Frage antworten, wie sie denn ihr eigenes Leben geändert haben, seit sie sich um die Welt sorgen. Wer Nachrichten über den Gipfel in Rio liest, erfährt von einer Fülle von Organisationen, die vorschlagen, neue Organisationen zu gründen, die dafür sorgen, daß andere Organisationen Vorschläge machen, damit andere Organisationen sich berten und so weiter. Nirgendwo kann man lesen, was ein Einzelner – etwa der deutsche Entwicklungsminister – gemacht hat, um genügsam zu konsumieren und die Ressourcen zu schützen. Der Minister leitet jetzt das Amt, das er abschaffen wollte, was ein guter Beitrag gewesen wäre. In meinen Augen hat keiner der 50.000 Delegierten verlauten lassen, wie er oder sie sein oder ihr Leben ändern will, und erst recht sind keine Handlungskonsequenzen bekannt geworden. Man überlegt immer wieder 50.000fach, was anderswo von anderen gemacht werden müsste, und die Medien beschwören zum x-ten Mal eine Stimmung des Aufbruchs. In Ordnung – lasst uns aufbrechen. Ändert euer Leben. Jetzt. Jeder Teilnehmer in Rio sagt, wie sein erster erster Schritt konkret aussieht, und ansonsten halten alle Delegierten den Mund. Wer fängt an, ohne auf andere zu warten?

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