Gespräche über Bäume – so haben wir von Brecht gelernt – lassen auch erkennen, worüber man nicht spricht. Sie machen beim zweiten Hinhören einen Mangel deutlich, und den erkennen wir in diesen Tagen erneut und überdeutlich. Karin Andert hat die Biographie von Monika Mann vorgelegt, und das nur, weil die Heldin die Tochter von Katja und Thomas Mann ist. Die Biographie über die Tochter mag ganz nett sein, aber sie zeigt vor allem auf, welche Biographien wir NICHT haben – etwa die von Adolf Butenandt, der die Wirkungsweise der Gene entdeckt hat, der die Hormonchemie begründen konnte und nach dem Zweiten Weltkrieg die Max-Planck-Gesellschaft geführt hat. Wir haben auch keine (deutschsprachige) Biographie über Max Born, Erwin Schrödinger und Hans Krebs, um nur ein paar wenige Nobelpreisträger zu nennen. Und wir haben diese Biographien nicht, weil unsere geisteswissenschaftlichen Fakultäten und die ihnen entspringenden Schreiber im Feuilleton davon nichts wissen WOLLEN. Dann lieber die Tochter von Thomas Mann. Es ist doch so schön, das Brett an der dünnsten Stelle zu bohren.

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