Valentin Braitenberg ist am 11.9.11 im Alter von 85 Jahren gestorben, und es wird hier behauptet, daß mit ihm auch ein groß gemeinter wissenschaftlicher Ansatz von uns geht. Der aus Südtirol stammende Braitenberg war Direktor am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, und wenn sich viele auch nicht mehr daran erinnern, aber mit der Kybernetik ist eine nach dem Zweiten Weltkrieg hoch in Ansehen stehende Disziplin gemeint, die Steuervorgänge in Mensch und Maschine untersuchen und nutzen wollte. Der Grundgedanke und das Wort stammen aus dem 19. Jahrhundert, und durchgesetzt hat sich die Idee über Raketen, die über Rückmeldungen besser ins Ziel finden, und Thermostaten, die für eine gewünschte Raumtemperatur sorgen, die sie registrieren. Kybernetiker versuchten dann zum Beispiel die Funktionsweisen von Gehirnen zu erfassen, ohne primär auf die konkreten Mechanismen zu achten, die Zellen und Synapsen ausmachen und einsetzen, wenn sie operieren. So konnte man tatsächlich perfekt simulieren, was alles berechnet und erfasst werden muss, damit eine Fliege hinter einer anderen Fliege herflliegen kann. Kybernetiker zogen in der Überzeugung ins Feld der Forschung, zuletzt alles wie ein Kybernos, ein Steuermann, steuern zu können. Sie haben es zudem geschafft, Worte in die Populärkultur einzuschleusen – die Black Box und der Feedback zum Beispiel -, aber irgendwann geriet der Ansatz ins Stocken, und das Völkchen der Kybernetiker wurde bescheidener. Heute will man in Tübingen nichts mehr steuern, sondern erst einmal verstehen, wie ein Gehirn es überhaupt schafft, aus den vielen Informationen der Sinne das eine Bild eines Gegenstandes zu erschaffen, das wir im Kopf haben. Das wollte schon Aristoteles. Braitenberg hat das sicher gewusst. Schade, daß er uns nicht mehr „Das Bild der Welt im Kopf“ schildern kann, wie er es sah. Wir können es aber noch lesen. Sein Buch klingt wie ein schönes Versprechen, und darauf lassen wir uns gerne ein.

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